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Sehnsucht Dänemark II – 09/18

von Kurt O. Wörl (E-Mail: kurt [at] woerl.eu)

Im ersten Teil meiner Dänemark-Vorträge habe ich Ihnen zunächst einiges über die Eigenarten des „glücklichsten Volkes auf Erden“, zum vorbildlichen Sozialsystem und zum eigenartigen, von Hygge und Janteloven geprägten Konsens der dänischen Gesellschaft erläutert. Im Anschluss führte ich Sie auf eine bebilderte Rundreise durch die Halbinsel Jütland, der Hauptlandmasse Dänemarks.

Heute beginne ich, Sie durch die dänische Inselwelt zu führen. Weil Dänemark aber sehr viele Inseln hat, nämlich ca. 400, kann ich davon nur die wichtigsten vorstellen und weil das immer noch zu viel für einen einzelnen Vortrag wäre, habe ich mit unserem Vorsitzenden, Gerhard Danzl abgesprochen, die Inselwelt auf weitere Folgevorträge aufzuteilen.

Gehen wir es an! Ich zeige hier nochmal eine Karte vom Kernland Dänemark. Die mit Teilautonomie ausgestatteten dänischen Inseln Færøer und Grønland sind nicht mit auf der Karte, ich kann darüber auch nichts berichten, weil ich beide Inseln noch nicht besucht habe.

Hier also unsere heutigen Ziele in Dänemark: Im Westen Jütlands zunächst im Wattenmeer der Nordsee gelegen das Strandseglerparadies Rømø und im Osten Jütlands, in der Ostsee gelegen, die Hauptinseln Seeland und Fünen mit Langeland, in der dänischen Südsee gelegen Ærø.

In weiteren Vorträgen werde ich dann Lolland, Falster, die Kreidefelseninsel Møn und weit im Osten, vor der Küste Schwedens gelegen, Bornholm mit den beiden Erbseninseln Christiansø und Frederiksø.

Die Margeritenroute

Margertitenroute als schwarze Linien dargestellt

Im ersten Teil meiner Vortragsreise habe ich bereits die Margeritenroute vorgestellt, wer sich an diese Route hält, wird von ihr zuverlässig zu den schönsten und idyllischsten Orten im Dänenland geleitet. Die Margeritenroute erstreckt sich, wie wir an der schwarzen  Routenlinie sehen ,auch auf die, mit einer gigantischen Brücke, der Großen-Belt-Brücke, verbundenen Hauptinseln Fünen und Seeland. Nicht von der Margeritenroute erfasst sind die singular liegenden Ostseeinseln, also etwa Ærø und Bornholm, das ist auf diesen Inseln aber auch nicht nötig.

Zur Erinnerung: diese Margerite auf braunem Grund führt den Reisenden sicher der Route entlang. Mit Zusatzschildern wird auch angezeigt, wie man an Kreuzungen und Straßenmündungen abbiegen muss.

Dänemarks Leuchttürme

Das Küsten- und Seefahrerland Dänemark hat mit über 7000 km Küstenlänge einen natürlichen Bedarf an Leuchttürmen, um die Seefahrt vor Havarien zu bewahren, auch im Zeitalter satellitengestützter Navigation. Die Masse der dänischen Leuchtürme befinden sich in der Ostee mit dem Kattegat und besonders dicht rund um Fünen, am Kleinen und Großen Belt und in der dänischen Südsee. Ich will aber nicht weiter auf die vielen Leuchttürme eingehen, weil ich mit den vielen Sehenswürdigkeiten ohnehin im Zeitdruck bin und ohnehin nur einen Bruchteil des wunderbaren Landes vorstellen kann.

Rømø

Beginnen wir an der südlichen Westküste Jütlands, mit der Insel Rømø. Die Insel liegt in der Nordsee, im Wattenmeer, etwa 4 km nördlich der deutschen Nachbarinsel Sylt. Auf dieser Übersichtskarte gut zu erkennen.

Die in der Nordsee, im Wattenmeer gelegene Insel Rømø

Hier also die Insel Rømø und südlich darunter, die Nordküste Sylts. Rømø zeichnet sich vor allem durch einen unglaublich breiten Sandstrand aus, der vor allem für Strandsegler und Leute, die Drachenfestivals mögen ein Eldorado ist. Auf die Insel gelangt man vom Festland über eine mehr als 9 km lange Dammstraße, dem Rømødæmningen.

Wie breit Rømøs Weststrände sind, zeigt ganz gut das nächste Bild. Die Strandsegler können hier in allen Richtungen kreuz und quer herumdüsen, ohne schnell an Hindernisse zu gelangen.

Ein Paradies für Strandsegler

Und ja, der breite Strand wird bei Drachenfestivals alljährlich natürlich auch gerne für dieses Hobby genutzt. Wann im Jahr ist wurscht, an der Westküste gibt es immer eine taugliche Brise dafür.

Immer wieder Drachenfestivals auf Rømø

Die Toftum Skole

Was gibt es über Rømø sonst noch zu erwähnen? Nun, zum Beispiel kann man dort das kleinste Schulgebäude der Welt besichtigen, die Toftum Skole. Die Schule ist ein 1784 erbautes und vollständig restauriertes Schulgebäude. Es ist Teil des Kommandørgårdens („Kommandeurhof“), einer Außenstelle des dänischen Nationalmuseums, und gilt als die kleinste und älteste Schule Dänemarks. Das reetdachgedeckte Haus besteht aus nur einem Klassenzimmer, in der zeitweise bis zu 40 Schüler Platz nahmen sowie einem Vorraum und einem Raum für Heizmaterial, zu damaliger Zeit war das vor allem Torf.

Toftum Skole

Der  Kommandørgården

Gleich daneben die Wohnkultur des 18. Jahrunderts, nämlich den heute als Nationalmuseum genutzten, ehemaligen Hof eines Admirals, den sog. Kommandørgården.

Der Kommandørgården

Vor dem Eingang des Gebäudes hat man übrigens eine hervorragende Sicht auf das Wattenmeer.

Das Haus ist komplett authentisch möbliert. Es enthält ungewöhnlich gute Beispiele von detaillierten Malereien und Tischlerarbeiten aus dem 18. Jahrhundert. Im Inneren des Hauses kann man auch ganze Wände sehen, die mit den holländischen Kacheln der Epoche verziert sind. Hier also das Lese- oder Herrenzimmer des Admirals.

Auch in der Küche hatte man sehr viel Platz…

Küche

Die Wohnstube…

Wohnstube

und geschlafen hat man in solchen Schlafschränken. War man zu faul, die Betten zu machen, schloss man eben einfach die Türen.

Schlafschränke

Museum mit Pottwal-Skelett in er Scheune

Zum Abschluss noch dies hier: In der Scheune kann man ein Pottwalskelett bestaunen, wie man sieht, könnte der Schädel ein größeres Gehirn aufnehmen, als es der Mensch vorzuweisen hat. Pottwale führen deswegen wohl auch keine Kriege.

Pottwal-Skelett

Damit verlassen wir die Westküste Dänemarks und begeben uns in den Osten, genauer in die Ostsee. Die erste Insel, die wir nach dem Überqueren des Kleinen Belts betreten können ist Fünen.

Fünen

Fünen wird auch der „Garten Dänemarks“ genannt und das zurecht. Nirgends gibt es mehr Mischwälder und bewaldete Hügellandschaften als auf dieser Insel. Viele, der Allgemeinheit zugängliche Schlösser und Herrenhäuser, mit wunderbaren Gartenanlagen erwarten uns. Am günstigsten nach Fünen gelangt über Jütland, in dem man der Fortsetzung der BAB A 7, die ab der dänischen Grenze als Europastraße E 45 ausgeschildert ist, folgt. Kurz nach der kleinen Hafenstadt Kolding verlässt man die E 45 auf die West-Ost-Magistrale E 20 Richtung Osten und überquert den Kleinen Belt über die neue, Kleine-Belt-Brücke und schon sind wir auf Fünen.

Odense

Die Inselhauptstadt Fünens ist Odense, ein wunderbares Städtchen, mit knapp 180.000 Einwohnern. In Odense steht das wahrscheinliche Geburtshaus des dänischen Märchenerzählers Hans-Christian Andersen. Das Haus ist heute in das Museum integriert, das Andersens Namen trägt und auch nur ihn zum Thema hat. Wahrscheinliches Geburtshaus deshalb, weil der Geburtsort Andersens nicht durch Urkunden gesichert ist.  Es gibt auch Quellen, die Kopenhagen als Geburtsstadt angeben, allerdings ebenfalls ohne belastbare Urkunden.

Wahrscheinliches Geburts- und Kindheitshaus H.-C. Andersens

Die alte Siedlung, in der das Andersenhaus steht und welche zugleich die Keimzelle Odenses war, ist wunderbar restauriert und alleine schon einen Besuch in der Stadt wert.

Alt-Odense, die Keimzelle der Stadt

Pittoreske Gassen in Odense

Alte Bausubstanz wird erhalten

Für das zu über 90% evangelische Dänemark hat Odense eine Überraschung anzubieten: Die größte Kirche der Stadt ist die in Backsteingotik erbaute, katholische Sankt Albans-Kirche.

Sankt Albani Kirke

Sie ist dennoch nicht die Hauptkirche der Stadt, sondern die etwas weniger auffallende, evangelische Sankt Knuds-Kirche. Sie ist zugleich ein Dom, da sie auch Sitz eines Probstes ist.

Sankt Knuds Kirke

Und sie steht auch gleich neben dem Rathaus…

Rathaus zu Odense

… welches Ende des 19. Jahrhunderts im Mischstil, mit gotischen Anklängen erbaut wurde.

Stadt der Skulturen

Überall in der Stadt sind, teilweise schwer interpretierbare Skulpturen von namhaften Künstlern installiert. Wie zum Beispiele diese hier:

„Die Stopfnadel“

Also, die beste Ehefrau von allen und ich dachten vor dieser, stehend zunächst an Unkeusches und vermuteten laut nachdenkend an stilisierte, menschliche Genitalien.

Aufgeklärt wurden wir von einer Passantin, die unsere Unterhaltung im Vorübergehen mitbekam und deshalb nur schwer aus einem Lachanfall zurückgeholt werden konnte. Sie klärte uns über die doch eher harmlose Bedeutung der Skulptur auf und so erfuhren wir: Die Skulptur stelle eine Stopfnadel (links) und eine Stecknadel (rechts) dar und erinnere an das Andersen-Märchen „Die Stopfnadel“, die sich bekanntlich einbildete, eine Nähnadel zu sein und erst wieder in die Realität zurück fand, als sie abgebrochen in der Rinne neben einer einfachen Stecknadel zum Liegen kam.

Skulpturen-Künstler machen es uns manchmal schon wirklich nicht leicht, angesichts phallischer Darstellungen im Denken keusch zu bleiben.

Odense Å

Leider kann ich aus Zeitgründen nicht weiter in Odense verweilen. Bleibt noch zu verraten, dass die Stadt eine sehr große, grüne Lunge entlang des Flüsschens Odense Å hat, mit Parkanlagen, Aussichtsschiffen und mit der Möglichkeit zum Bootfahren. Die gesamte Auenlandschaft links und rechts des Flüsschens wurde in eine sehr harmonische Parklandschaft kultiviert. Wirklich wunderbar.

Mitten in der Stadt eine riesige Parkfläche entlang des Odense Å

Große-Belt-Brücke

Bevor wir zum Highlight Fünens kommen noch ein Blick auf dieses Bauwerk:

Große Belt-Brücke

Folgt man von Odense der West-Ost-Magistrale der Autobahn E 20 weiter nach Osten, muss man unweigerlich über diese gigantische Hängebrücke fahren – sie ist übrigens mautpflichtig – um auf die dänische Hauptinsel Seeland zu gelangen.

Es ist die Große-Belt-Brücke oder wie sie in Dänemark heißt, die Storebæltsbroen. Mit dem Teleobjektiv und 300 mm Brennweite sie htdie Brücke jetzt zwar etwas kurz aus, aber das ist eine der Vergrößerung geschuldete Täuschung. In Wahrheit ist das gesamte Bauwerk fast 18 km lang und verbindet die Inseln Fünen und Seeland.

Wenn man sich mit dem Fahrzeug den beiden Brückenträgern nähert, wachsen diese langsam zu gigantischer Größe an, ohne dass man den Eindruck hat, ihnen überhaupt näher zu kommen. Sie ist eine der längsten Hängebrücken der Welt und die Hauptspannweite zwischen Trageseilen beträgt 1,6 km. Sie wurde 1998 in Betrieb genommen. Vorher war Seeland nur über Fähren erreichbar.

Schloss Egeskov

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Highlight Fünens, dem wunderbaren Wasserschloss Egeskov.

Und hier liegt es: Von Odense folgt man der Primärstraße 9 (in Deutschland wären das Bundesstraßen) etwa 30 km nach Süden und findet es von der Primärstraße rechts gelegen, es hat eine eigene Ausfahrt.

Der Name, Egeskov sagt bereits das Wichtigste zu dem Bauwerk. „Egeskov“ heißt übersetzt „Eichenwald“, weil das Schloss auf Tausenden von in den Boden gerammten Eichenstämmen erbaut wurde.

Schloss Egeskov ein Prachtbau in spätgotischem Stil mit Rennaissance-Anklängen

Egeskov ist eine Wasserburg im spätgotischen Stil inmitten der größten historischen Parkanlage Dänemarks erbaut. Es ist kein Schloss des Königshauses, sondern ein Herrenhaus in gräflichem Privatbesitz. Für die Besichtigung müssen Erwachsene 220 DKK, das sind etwa 30 EUR, Eintritt zu bezahlen. Das ist nicht wenig, aber das hat seinen Grund. Es ist heute sein eigenes Museum, mit 10 prunkvollen Sälen, Gemälde- und Porzellansammlungen. Und unbedingt sehenswert.

Die riesige Parkanlage verleitet zu ausgiebigen Spaziergängen und man kann dabei das Schloss von allen Seiten betrachten.

Bei diesen Spaziergängen kommt man auch an Nebengebäuden des Schlosses vorbei und versteht dann auch, warum saftige 30 EUR Eintritt verlangt wurden. In diesen Nebengebäuden sind nämlich weitere Museen untergebracht, deren Eintritt im Preis inkludiert sind. Z.B. ein Museum zur Rettungswesen, eine Ausstellung von Puppenhäusern und ein Oldtimermuseum mit historischen Fahrzeugen aller Art und ja, auch mit Flugzeugen, wie hier, ein ausgemusterter Kampfjet der dänischen Luftwaffe, eine schwedische Dragon des Herstellers Saab.

Im Inneren historische Fahrzeuge und Flugzeuge aller Art, wie hier ein ausgemusterter Starfighter F 104, der in Deutschland zum Schluss die bitteren Beinahmen „fliegender Sarg“ und „Engelmacher“ trug. Wir sind alle in einem Alter, dass wir uns noch erinnern können. Das Flugzeug fiel in Deutschland 269 mal vom Himmel und kostete 116 deutschen Kampfpiloten das Leben. Trotzdem liebten die Kampfpiloten dieses Flugzeug wie nie wieder ein anderes.

Mit unserer Fahrt nach Egeskov sind wir schon weit in den Süden Fünens vorgedrungen. Ein guter Anlass ein hübsches Hafenstädtchen ganz im Süden zu besuchen, nämlich…

Svendborg

Svendborg ist eine heimelige kleine, maritime Hafenstadt ganz im Süden Fünens. Rund 27.000 Einwohner leben hier und diese romanische Kirche St. Nicolai steht mitten drin. Hier gibt es auch ein kulturhistorisches und ein zoologisches Museum zu besichtigen, …

… herrlich alte Fachwerkhäuser, …

… und pittoreske Gässchen.

Svendborg Havn (Hafen Svendborg)

Das Highlight ist für mich aber der gar nicht so kleine Hafen Svendborg an der Südküste, …

… mit schöner Architektur rundum …

Wie man leicht an meinem erhöhten Standort mi der Kamera erkennen kann, befand ich mich bei den letzten Aufnahmen bereits auf einer Fähre. Und die brachte uns zum nächsten, in der dänischen Südsee gelegenen Ziel, der Insel…

Ærø

Hier also Ærø. Die Insel gehörte bis 1864 formell zum Deutschen Reich, genauer zum Herzogtum Schleswig und wurde dann mit dem Wiener Frieden Dänemark zugeschlagen. Allerdings verkaufte der Herzog 1749 die Insel an den dänischen König und in einer Volksabstimmung 1750 bestätigte die Bevölkerung, dass sie bei Dänemark bleiben wollen.

Mit der kunterbunten Autofähre wird man in einer etwa 1 Stunde und 15 Minuten zum Fähranleger in Ærøskøbing auf Ærø gebracht.

Ærøskøbing

Ærøskøbing ist der Hauptort der Insel, auf der nur knapp 1000 Menschen dauerhaft wohnen. Es ist ein wahres pittiroskes Kleinod. Wie das hier, aus dem 18. Jdht. stammenden Rathaus.

Und pittoresk ist hier eigentlich alles. Die Gassen zum Beispiel, …

… die Häuser, hier das älteste Haus der Insel überhaupt, es stammt aus dem Jahre 1645.

Man sieht also, dauerhafte Bauwerke benötigen nicht unbedingt einen rechten Winkel. Im rechten Winkel bauen nur ängstliche Weicheier.

Und des kleinste Ladengeschäft der Welt, es befindete sich ebenfalls in Ærøskøbing. Mal werden hier Waffeln und Eis verkauft…wie hier auf einer Aufnahme aus 2007…

… ein Andermal wird nur Nibbes angeboten, 7 Jahre später.

Marstal

In nur 10, 15 Minuten erreicht mit man dem Auto von Ærøskøbing aus das kleinere Marstal an der Südostküste der Insel. Ein kleines Dörfchen, welches vor allem durch viele heimelige, aber leerstehende und zum Verkauf angebotene Häuschchen überrascht. Meine Vermutung wurde vom Besitzer dieses heimeligen Cafés hier bestätigt:

Die alten Besitzer sind weggestorben, die Jugend hat die Insel verlassen, um in die Nähe ihrer Arbeitsplätze zu ziehen. Und die Erben nutzten die Häuser für eine Weile als Wochenend- und Ferienhäuser, um sie schließlich doch zum Verkauf anzubieten.

Kunterbunt in Farben und Baustil geht es auf Ærø zu, sogar klassizistische Anklänge findet man, wie hier, z.B. das Haus des Marineverbandes in Marstal.

Übrigens, es gibt ein Programm für die Insel, das den Verkauf von Immobilien an Leute, die dauerhaft auf der Insel leben möchten, fördert. Für umgerechnet 30 bis 50.000 EUR kann man da ein schnuckeliges Haus für den Lebensabend erwerben. Man kann sogar ein Probejahr – teilweise mietfrei – aushandeln, um zu sehen, ob das Inselleben wirklich zusagt. Auch deutsche Interessenten können – und das ist auf Ærø in Dänemark eine Ausnahme – so ein Häuschen erwerben.

Badekultur

Für Fotografen gibt es in Marstal etwas Buntes zum Ablichten. Auf einer kleinen Landzunge am Südostufer der Insel findet man eine Reihe farbenfroher Badehäuschen.

Ob mit Reet gedeckt…

… oder in femininer Farbe. Ich wette, das Badehäuschchen gehört einer Frau …

… das hier gehört aber einem männlichen Besotzer, den ich persönlich kenne.

Die goldene Kuh kündet von naher Kunst

In höchsten 20 Minuten gemächlichen Fahrens erreicht man die ggü. liegende Nordwestküste… und staunt zunächst über eine goldfarbene Kuh, welche skeptisch hinüber nach Deutschland zu blicken scheint. Sie ist das Aushängeschild einer Kunstwerkstatt, an der man direkt vorbeikommt.

Ja, von Ærø aus, kann man hinüber zum deutschen Festland bis weit hinein in die Flensburger Förde und hinüber nach Jütland gucken. Und das kann man am Inselende am besten vom dort befindlichen Leuchtturm „Skjoldnæs Fyr“.

Was man da unterhalb des Leuchtturms sieht, ist übrigens ein kleiner Golfplatz.

Bevor wir die Insel verlassen: Für Privatpiloten ist die Insel auch mit einem Klein- oder Sportflugzeug erreichbar. Es gibt in der Nähe von Marstal einen kleinen Flugplatz.

Damit verlassen wir Ærø, ein Kleinod unter den dänischen Inseln. Und wenden uns der nächsten, bei Ruheurlaubern sehr beliebten und letzten für heute Insel zu, nämlich …

Langeland

Die Betonung liegt auf Ruheurlaub, denn recht viel mehr bietet die Insel nicht, weshalb meine Frau und ich Langeland auch gerne „Langeweileland“ nennen. Für uns, die wir uns gerne Interessantes ansehen, ist Langeland deshalb weniger interessant, aber einiges gibt es auch hier anzugucken.

Langeland liegt zwar nur wenig mehr als einen Steinwurf von Ærø entfernt, wie man hier auf der Karte sieht, allerdings gibt es weder eine Fähre, noch eine Brücke hinüber. Also müssen wir mit der Fähre zurück nach Svendborg, um dann von Fünen aus über eine etwa 5 km lange Brückenstraße auf die Insel zu gelangen.

Einen Tag sollte man für die Insel schon einplanen, sie hat immerhin eine Nordsüdausstreckung von etwa 50 km. Was es dort zu sehen gibt, ist schnell erzählt. Eine kleine heimelige Stadt in der nichts los ist, drei Leuchttürme, ein Schloss, eine respektable Windwühle und eine für Fotografen sehenswerte Südküste. Ansonsten halt, wie schon betont: sehr viel Ruhe.

Rudkøbing

Man landet nach der Überfahrt unmittelbar im Hauptort Langelands, der Kleinstadt Rudkøbing. Wie man sieht, am helllichten Tag extrem bevölkert. Aber immerhin, über 4.600 Einwohner hat die liebliche Stadt doch.

Herrliche, teils farbenfrohe Häuser zum Beispiel …

… bei manchen Häusern könnte man meinen, sie sehen uns sogar dreiäugig an …

… ein kleines Rathaus im neoklassischen Stil erbaut.

Und eine Kirche, deren Foto ich aber in meinem Fundus nicht mehr fand.

Mag sein, dass es am trüben Wetter lag, aber es gab nichts, was uns länger in Rudkøbing festhielt, außerdem hatten wir noch etwas mehr als 100 km auf der Insel zurückzulegen.

Auf dem Weg nach Norden entdeckten wir zunächst zu ein Novum, einen scheinbar nutzlosen Leuchtturm.

Der Leuchtturm Tranekær Fyr nämlich ist von der See aus, wegen der hoch gewachsenen Bäume, gar nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich hat man deshalb die Lampe und Optik aus dem Lampenhaus entfernt. Was wir vor Ort nicht wussten und auch nicht gesehen haben und deshalb auch nicht fotografieren konnten: 50 Meter weite, hinter dem Wäldchen, wurde ein neuer Leuchtturm, direkt an der Küste erbaut. Ich habe das erst zu Hause, beim Nachbereiten unserer Reise, in Google-Maps entdeckt. Das ärgert mich heute noch. Aber ich finde es schön, dass die Dänen statt Bäume zu fällen lieber einen neuen Leuchtturm bauen.

Das Highlight der Insel aber ist sicher das Schloss Tranekær. Es ist im gräflichen Privatbesitz und schon eine Augenweite in seinem feuerroten Außenkleid.

Das Schloss – einst im 13. Jhdt. Auf einem Hügel als Burg erbaut – erhielt seine heutige Gestalt aber erst im 19. Jahrhundert. Unterhalb des Schlosses gibt es ein angeblich sehr gutes Restaurant, was wir aber nicht testen konnten, da es geschlossen war.

Ein paar Meter weiter in nördlicher Fahtrrichtung, gibt’s noch eine mächtige Schlossmühle, die zum Schloss gehört und deshalb Mühle Schloss Tranekær heißt. Sie war es, was uns neben dem Schloss auf Langeland am meisten begeistert hat.

Das war’s auch schon im Norden der Insel außer einem Leuchtturm ganz im Norden gibt es da nichts mehr, was die Fahrt lohnen würde. Also begeben wir uns nach Süden, weit nach Süden, genauer an die Südküste Langelands.

Dort immerhin fanden wir eine traumhafte Küstenlandschaft, welche – aus Fotografen-Sicht – vor allem bei rauem Wetter einen besonderen, landschaftlichen Charme entfaltet. Zum Baden in der Ostsee ist der Kieselstrand vielleicht nicht so das Wahre, aber zum Wandern lädt die Landschaft entlang der Küste schon ein.

Kurios: was der nachfolgende, kreisrunde, eingemauerte, kleine Wald soll, wissen nicht mal die Bewohner vor Ort. Es gibt ihn, auf einem kleinen Hügel gelegen, angeblich schon immer und niemand weiß, warum er eingemauert ist und wer das in grauer Vorzeit veranlasst hat. Man vermutete darunter ein Hügel- oder Massengrab, aber Grabungen sind nicht möglich, ohne den Wald abzuholzen Vorsichtshalber hat man ihn deshalb unter Denkmalschutz gestellt… auch wenn es das einzige Denkmal ist, wofür keine Begründung angegeben werden konnte.

Das war’s für heute. Im nächsten Jahr werde ich Dänemarks Hauptinsel Seeland mit der Hauptstadt Kopenhagen die Inseln Lolland, Falster und die Schwesterinsel von Rügen, nämlich die Kreiseinsel Møn, vorstellen und in einem letzten Vortrag im Herbst nächsten Jahres die „Perle der Ostsee“, nämlich Bornholm und die östlich vorgelagerten Erbseninseln Christiansø und Frederiksø vorstellen.


Für Interessierte: hier geht’s zum ersten Teil der Vortragsreihe

Sehnsucht Dänemark – Teil I

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